Document (#27041)

Editor
Benkert, H.
Title
¬Die Bibliothek zwischen Autor und Leser : 92. Deutscher Bibliothekartag in Augsburg 2002
Imprint
Frankfurt : Klostermann
Year
2003
Pages
VIII, 451 S
Isbn
3-465-03252-7
Series
Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie: Sonderh.84
Footnote
Rez. in: ZfBB 50(2003) H.6, S.349-350 (R. Strzolka): "Der Band bietet in sachlicher Anlage mit 39 Beiträgen eine Bestandsaufnahme der aktuellen bibliothekarischen Landschaft. Die 42 Themenfelder der Tagung wurden stark gerafft, was dazu führte, dass eine ganze Reihe von Beiträgen andernorts publiziert werden musste, obwohl sie von den Herausgebern geworben waren. Auffallend sind die Bandbreite der Ansätze und die enge Verzahnung von theoretischen Vorträgen mit pragmatischen Handlungsanleitungen und -berichten, von denen ein Teil hier vorgestellt werden soll. Die Perspektiven, die auf dieser Tagung dargestellt wurden, sind zwar problembewusst, aber nur selten negativ, und zeigen, dass Phantasie und Kreativität, sofern sie denn einmal in die bibliothekarische Arbeit Eingang finden, mehr als ein Rettungsanker sind. Dabei gilt es, vorgefasste Meinungen zu relativieren. Wolfgang Frühwald betonte die Bedeutung des Gewichtens von Informationen und machte Mut, den kulturellen Auftrag von Bibliotheken auch als Psychesiatreion, als Seelen-Apotheke zu begreifen, wie es vielfach in fiktionaler Literatur über Bibliotheken schon geschehen ist. Zudem machte Frühwald darauf aufmerksam, dass Bibliothekare trotz anders lautender Vorurteile einen Spitzenplatz im Ranking um die Nutzung modernster Informationstechnik einnehmen. Dennoch sah Frühwald im Umbau von einer lesenden zu einer nur noch Informationen nutzenden und damit kreativitätsarmen Gesellschaft eine Hauptursache für den sich beschleunigenden wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Rückstand Deutschlands innerhalb der OECD-Länder. Von Rafael Ball stammte ein Vortrag über die Philosophie von Erkenntnis und Wahrheit und die Funktion der Bibliotheken zu deren Gewinnung. Er betonte dabei deren zentrale Wertschöpfungsaktivität für die Gesellschaft. Wulf D. von Lucius untersuchte die veränderte Rolle traditioneller Wissensvermittler, Hannelore Effelsberg die Funktion des Lesens im elektronischen Zeitalter.
Sie betonte, dass wir keinen Kulturbruch zu erwarten haben, nur weil sich die Präsentation des Lesestoffes wandelt. Mit Bibliotheksbeständen als nachhaltiger Ressource befassten sich die Vorträge von Christine Hasemann, Thomas Eismann und Annette Gerlach, die vor allem die Problematik bei der Archivierung von Tageszeitungen darstellten. Eng mit der Bestandspräsentation sind Katalogisierungsfragen verwoben (Bernhard Eversberg, Barbara Tillett, Gerhard Stumpf), wobei insbesondere die internationalen Verflechtungen nach AACR-Standards kritisch diskutiert wurden. Die Zeiten, in denen jeder neue Bibliotheksdirektor ein eigenes System entwarf und die alten Katalogkarten dem Friedhof überantwortete sind ganz offenbar Vergangenheit, die Probleme indes nicht kleiner geworden. Einen Bogen zur modernen Leserforschung und zur Bedeutung der Lektüre für Kinder schlug Georg Braun, der ein Leseförderungsprojekt der Stadtbücherei Landshut vorstellte, in dessen Rahmen mit Hilfeeiner HBI-Studentin bibliothekarische Arbeit für Kindergärten organisiert wurde, vor. Seine ausführliche Darstellung von Projektziel und konkreter Planung kann als Anleitung für analoge Projekte dienen, die die Zusammenarbeit öffentlicher Bibliotheken mit Schulen ausweiten möchten; ein Beitrag, der von Klaus Oberdieck aufgegriffen wurde, der ein Plädoyer für die Zusammenarbeit von Sekundarstufe II und Universitätsbibliotheken hielt. Jürgen Babendreier kritisierte die Konzentration der bibliothekarischen Arbeit auf Suchmodelle ohne Möglichkeit zur Synopsis und Synonymie und ohne den tentativen Ansatz, wie ihn Stimulationsmodelle bieten. Die digitale Bibliothek ist für ihn ein Typus ohne Nachhaltigkeit. Sie ermuntert zum Gebrauch ohne Verbrauch und lebt dank Pay-per-View von der Hand in den Mund. Babendreier wies zu Recht darauf hin, dass sich die Bibliotheken mittlerweile vielfach gerieren, als handelten sie als Franchisenehmer kommerzieller Verlage. Von Thomas Elsmann stammte eine Darstellung der Probleme, die Bestandsrestitution aufwerfen kann. Er bezog sich nur auf aus Deutschland entfernte Bestände. Erfahrungen zeigten vielfach aufgrund der föderalistischen Struktur der Bundesrepublik akute Probleme mit Behörden. Zudem ist mit erheblichem Aufwand an Buchbearbeitung zu rechnen, was letztlich häufig nur der Einarbeitung von Dubletten dient, da die relevanten entführten Buchbestände vielfach antiquarisch nachgekauft worden waren. Von Annette Gerlach stammt ein Vortrag zu terminologischen und physikalischen Aspekten der Bestandserhaltung insbesondere von Zeitungen. Gerlach plädierte für den Erhalt der Originale aufgrund deren anderen Informationscharakters, den weder Verfilmungen noch Digitalkopien erreichen können. Bernhard Eversberg stellte einen detaillierten Vergleich der Suchstrategien in konventionellen Katalogen, Online-Katalogen und der Charakteristika von Suchmaschinen vor, der dazu einlädt, ihn an unseren Terminals auszuhängen, um den Benutzern die Problematik aller drei Darbietungsformen deutlich zu machen. Eversberg wies auf die gerne verdrängte Tatsache hin, dass Online-Kataloge dem Nutzer in der Regel nicht anzeigen, dass er möglicherweise die relevantesten Treffer gar nicht zu sehen bekommt. Nutzer aber sind in der Regel nicht zu animieren, verschiedene Suchstrategien zu kombinieren, obwohl weder Internet noch Bibliotheken heute den Kosmos des Wissens wie der Information alleine abzudecken vermögen und interdisziplinäre Suche notwendiger als je zuvor ist - die »Vergooglerisierung« der Informationslandschaft nimmt eher zu als ab. Abgerundet wird der Band durch die Themenblöcke Fachreferat, Fachinformation und Fachportale, Handschriften und Alte Drucke, Digitale Bibliothek, Aus- und Fortbildung, Bibliotheksmanagement und Bibliothekspolitik sowie Verbünde, wobei deutliche Konfundierungseffekte nichtvermeidbar sondern wünschenswert sind.
Den Herausgebern ist für eine Vortragspräsentation zu danken, die das Spektrum unserer Arbeit deutlich macht, gleich an welcher Stelle man mit der Lektüre des Tagungsbandes beginnt. Es bleibt deutlich, dass den Bibliotheken noch eine Menge Arbeit bevorsteht, auch bei der DFG und dem Wissenschaftsrat eine ihrer Rolle angemessene Förderung zu erhalten, die nicht auf die Erfüllung nur aktueller und auch modischer Trends hin orientiert ist. Es ist insgesamt fragwürdig, in eine Tendenz zu investieren, wie sie Claudia Fabian dargestellt hat, und die über kurz oder lang dazu führt, dass Benutzer grundsätzlich nur noch auf Basis hoher Gebühren mit Literatur versorgt werden. Nicht zuletzt zweifeln Wolfgang Frühwald und Rainer Kuhlen daran, dass Bund und Länder die Aufgabe, die Bibliotheken in ihrem Funktionswandel zu fördern, erfüllen werden. Die einzigen Garanten für die Versorgung mit qualitativ hochwertigen Informationen werden deshalb einen schweren Stand haben. Trotz aller Probleme bleiben Bibliotheken ein Schutzraum des Denkens, aber es ist nicht zu übersehen, dass die Bildung von (internationalen) Monokulturen auch in unserem Berufsstand Einzug hält und sich auch in der Ausbildung niederschlägt, die eigentlich dem kritischen Denken verpflichtet sein sollte. So erscheint es für die bibliothekarische Sache fragwürdig, wenn immer mehr Ausbilder in den Beruf drängen, die eine Bibliothek bestenfalls während ihres Studiums gesehen haben, wenn überhaupt. Dem absoluten Primat wirtschaftlicher Kriterien vor der Vermittlung unbezahlbaren Wissens sollte ein Gewicht entgegengesetzt werden, auch wenn dies zurzeit nicht sonderlich populär ist. Das politische Schlagwortvon den Sachzwängen ist vielfach nur Ideologie. Bibliotheken sind ihrer Idee nach ideologiefrei und von dauerhaftem Wert. Es sollte zu denken geben, wenn Bibliotheken hierzulande damit beginnen, Überlebensstrategien zu entwickeln, die vor 15 Jahren in Entwicklungsländern üblich waren."

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