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  • × author_ss:"Eusemann, B."
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  1. Eusemann, B.: ¬Die Schrift (2003) 0.02
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    "Einvernehmen immerhin herrscht darin: Offenbar erfanden Völker unabhängig voneinander in verschiedenen Regionen der Welt Zeichensysteme, um Gedachtes und Gesprochenes zu fixieren. Was für den Einzelnen als Gedächtnisstütze diente, taugte auch für Mitteilungen an andere. Zum Beispiel um Besitz zu markieren. So entstanden im Zweistromland um 8000 v. Chr. geometrisch einfache Tonmarken, womit die Menschen Agrarprodukte registrierten. Von einer Schrift ist das natürlich noch weit entfernt. Aber es führte knapp 5000 Jahre später zu Tontäfelchen mit dann schon ziemlich komplexen Angaben etwa zum Inhalt von Gefäßen. Zu den circa 80 Zeichen, die sich aus den Tonmarken entwickelten, traten außerdem Bildsymbole, die konkrete Gegenstände bezeichneten. Um die 1200 Zeichen muss diese pikto graphische Schrift gekannt haben, aus der sich dann ab 3100 v Chr. die verschiedenen Keilschriften im Mittleren Osten formten. Ebenfalls um diese Zeit tauchten in Ägypten die Hieroglyphen auf. Ob es da schon Anregung zwischen den beiden Regionen gab ist umstritten. Jedenfalls aber sehen die Hieroglyphen völlig anders aus und bilden in viel höherem Maße eine Bilderschrift. Auch dienten sie von Anbeginn an zum Verfassen religiöser und literarischer Texte; was bei der Keilschrift erst viel später ein-, setzte. Umgekehrt behielten die: Ägypter für solche Zwecke die Hieroglyphenschrift praktisch unverändert bei, während für die Verwaltung daneben stark vereinfachte Schriften entstanden. Völlig unabhängig hiervon entwickelten die alten Hochkulturen Lateinamerikas ebenfalls Bilderschriften und - als ein Beispiel aus Ostasien - China. Das zeigt sehr plastisch das Problem aller Bilderschriften, bei denen im Grunde ein Zeichen genau: einem Begriff entspricht: Soll bisher nicht Geschriebenes fixiert werden, müssen meist neue Zeichen her. Da die Chinesen bei ihrer Art zu schreiben seit mehr als 3000 Jahren blieben, entstanden so bis heute mehr als 50000 Zeichen. Kein Mensch kann sich das merken. Deshalb gingen viele Schriften schon bald zur Silbendarstellung über: Hier sieht ein Zeichen nicht mehr bildhaft für einen ganzen Begriff, sondern für eine bestimmte Wortsilbe. So lassen sich die Zeichensätze doch deutlich vereint en. Die ursprünglichen Bilder abstrahieren zu Symbolen. Auch das geschah sicher unabhängig voneinander gleich mehrfach auf der Welt. Und ebenso herrscht weitgehend Einvernehmen darüber, dass erst die griechische Schrift die vollkommene Abstraktion zur reinen Buchstabenschrift vollzog, bei der mit wenigen Zeichen alles ausdrückbar ist, was je nur gesagt oder gedacht werden kann. Doch wie kam es dazu? Die gängige Erklärung sieht als Wurzel die westsemitischen Konsonantenschriften, welche vor etwas mehr als 3000 Jahren aus der einfachen ägyptischen Verwaltungsschrift folgten. Eine davon, die phönikische, schuf eine Vorform der Alphabetschrift, indem sie Wörter als Folge von Lauten behandelte und diesen jeweils Zeichen zuordnete. Aber erst die Griechen perfektionierten das System und bezogen konsequent auch die Vokale ein. Freilich gibt es da noch eine alteuropäische Linearschrift, die Ende des 6. Jahrtausends v Chr. im östlichen Donauraum entstand und bis Mitte des 4. Jahrtausends verwendet wurde. Ist das die älteste Schrift der Welt, wie manche glauben? Für Spekulationen jedenfalls war sie immer mal wieder gut: Nach ihrem durch Kriege bedingten Ende auf dem Balkan könnte sie die in der griechischen Inselwelt entstehenden Systeme beeinflusst haben; welche dann ab 2000 v Chr. auch in Mesopotamien (Irak) bekannt wurden. Sie könnten das hebräische, arabische und phönizische Schrifttum mit beeinflusst haben."
  2. Eusemann, B.: ¬Der Nürnberger Trichter (2003) 0.01
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    "Spielerisch muss es sein. Das auf jeden Fall. Vielen freilich ist Lernen eher Last als Lust, schon immer. Daher haben Lerntheorien Konjunktur, seit es Pädagogen gibt, und noch jede Zeit gebar ihre eigenen Vorgaben. Doch selbst von bestem Kern bleibt oft nicht viel, wenn der neueste Schrei erst durchgehechelt ist. Und so sehen sich verblüffte Fachlehrer mit Elternforderungen konfrontiert, sie mögen doch bitte den - vielleicht einfach nur lernfaulen? - Spröss-lingen die höhere Mathematik spielerisch beibringen. Eintrichtern ist out. Dabei war der Trichter mal sehr en vogue. Weit entfernt von schalem Beigeschmack, diente er einfach als Bild für Lernmethoden. Schließlich ist es ein altes Problem, Wissen in Köpfe zu stopfen und dort bleibend einzulagern. Dafür mag es so viele Kniffe geben wie Generationen von Pädagogen. Kennen wir Klagen über vernagelte Schülerschädel nicht, seit schriftliche Überlieferung existiert? Was nun aber den Trichter betrifft, so begegnet er uns seit Anfang des 16. Jahrhunderts. Benutzt ward er da als Metapher, geistige Inhalte in Köpfe zu gießen. Freilich kursierte schon damals der Spott, die wundersame Vorrichtung sei lange verloren. Jammerschade! Spannend für unseren heutigen Gegenstand wird's rund hundert Jahre später. Da taucht er im Titel von Lehrbüchern auf, zuerst bei Wilhelm Schickardt (ja, genau: der die Orientalistik als Wissenschaft etablierte und nebenbei die erste richtige Rechenmaschine baute). Er bringt 1627 in Tübingen den "hebräischen trächter" heraus und preist das Werk als Unterweisung, wie der Leser die "Sprach behend erlernen möge". Darauf wie der bezog sich der vornehme Patrizier Georg Philipp Harsdörffer, der ab 1647 in Nürnberg die uns interessierende Schrift publiziert, und manche Titel verdienen es, in voller Länge zitiert zu werden: "Poetischer Trichter / die teutsche Dicht- und Reimkunst / ohne Behuf der lateinischen Sprache / in VI Stunden einzugießen." Des Erscheinungsorts wegen geistert nun seither der sprichwörtliche Nürnberger Trichter durchs Bildungsbürgertum, mit dem vom Autor keineswegs gewollten Zungenschlag. Er maßte sich durchaus nicht an, aus Schülern mühelos Poeten zu machen. Nur wurde er künftig so gehandelt; spielerischer Umgang mit Lerntheorien hat Tradition. Wir wollen noch darauf hinweisen, dass der deutsche Sprachschatz einst auch den Tübinger Trichter kannte, wohl wegen Schickardts Werk. Doch der scheint tatsächlich verloren, diese Anspielung versteht heute keiner mehr. So geht das eben, ob mit oder ohne Trichter, Inhalte und Methoden wandeln sich. Es wäre gewiss verlockend, von hier aus zum Beispiel die lange Reihe der Argumente für und wider das Erlernen der lateinischen Sprache zu betrachten, in der ja viele einen Trichter zum Studium anderer Sprachen sehen. Na, lassen wir das und nehmen uns lieber noch die bildlichen Gedächtnishilfen vor. Bestimmt ist Ihnen das schon passiert: Beim Weg von einem Zimmer zum andern vergaßen Sie, was Sie dort eigentlich wollten; zurück im ersten Zimmer aber fiel es ihnen sofort wieder ein. Da können wir ahnen, wie schlicht unser Hirn manchmal schafft. Doch genau das' hat schon 500 v. Chr. Simonides auf die Gedankenstütze gebracht: Dinge lassen sich merken, wenn man sie in einem gedachten Raum anordnet und später beim geistigen Spaziergang wieder abruft. Klingt sehr spielerisch, oder? Probieren Sie es, vielleicht klappt das bei Ihnen. Denn eins immerhin ist klar, ob Trichter oder sonst was: Nicht jede Methode funktioniert für alles und alle."