Kleinz, T.: Angst vor der zweiten Internetblase : Web 2.0 hat inzwischen das Establishment erreicht / Medienkonzerne investieren Milliardenbeträge (2006)
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- Abstract
- Das US-Magazin Time hat sich in diesem Jahr etwas Besonderes ausgedacht: Statt einen Politiker oder Wissenschaftler zum Jahresende zu würdigen, klebte ein Stück Spiegelfolie auf der Titelseite. Dazu die Überschrift: "Person des Jahres: Du". Damit würdigt das Medium die Millionen von Internetnutzern, die in diesem Jahr die Lust am eigenen Publizieren entdeckt und damit das Internetgeschäft aufgemischt haben. Das Jahr 2006 stand ganz im Zeichen des Internets zum Mitmachen, des so genannten Web 2.0. Eine Vielzahl von neuen Angeboten geben dem Netz eine soziale Dimension: Web 2.0-Angebote sollen von den Nutzern nicht nur konsumiert, sondern auch mitgestaltet werden. Florian Koch vom Branchenverband Bitkom fasst die Entwicklung so zusammen: "Die Grenze zwischen dem privatem PC und dem Internet verwischt. Es entstehen Social Communities, bei denen Nutzer miteinander agieren, sich austauschen, persönliche Dateien ins Web stellen."
- Content
- "Spektakuläre Übernahmen Bekanntester Vertreter der Web 2.0 Communities ist die US-Plattform Espace, die es innerhalb von nur drei Jahren geschafft hat, mehr als 100 Millionen Nutzer zu gewinnen. Die Nutzer berichten hier über ihre persönlichen Vorlieben, stellen Bilder und Videos online. Besonders beliebt ist die Community bei Musikern, die die Plattform entdeckt haben, um ohne Plattenvertrag berühmt zu werden. Allein über die Mund-zu-MundPropaganda in solchen Netzwerken konnten zahlreiche neue Bands ihren Weg zum Publikum finden, berühmtester Vertreter: die Arctic Monkeys. Die Web 2.0-Branche macht in diesem Jahr wieder durch spektakuläre übernahmen von sich reden. So kaufte der Suchmaschinenkonzern Google im Oktober das Video-Portal Youtube für fast 1,7 Milliarden Dollar auf. Konkurrent Yahoo erwirbt viel versprechende Internet-Startups gleich im Dutzend. So hat der Konzern für den Bilderdienst Flickr im Januar 50 Millionen Dollar gezahlt und ihn in sein Portal integriert. Symptomatisch ist auch der Wechsel im Publikumsgeschmack: Stand im vergangenen Jahr noch das Spiel World Of Warcraft im Blickpunkt, genießt nun die Online-Plattform Second Life die gesamte Medienaufmerksamkeit. Auch hier treffen sich virtuelle Charaktere in einer Fantasiewelt. Der Unterschied: Während World Of Warcraft ein althergebrachtes Abenteuer-Spiel mit festen Spielregeln ist, gibt es bei "Second Life" keine Spielhandlung - hier darf jeder selbst bestimmen, was er machen will. Von dem Aussehen der Figuren bis zum Bau eigener Häuser - die Benutzer können hier ihre Kreativität voll ausleben. Das Konzept kommt an: Mitte Dezember konnte Second-Life-Betreiber Linden Labs den zweimillionsten Nutzer feiern. Und auch wirtschaftlich ist das Angebot beeindruckend erfolgreich: Pro Tag werden auf der Plattform eine Million Dollar umgesetzt - die Teilnehmer kaufen dafür virtuelle Kleidung, gehen auf Online-Konzerte und spielen in virtuellen Kasinos.
Neben den vielen neuen Möglichkeiten des Web 2.0 sorgen in den vergangenen Jahren aber auch die Schattenseiten des sozialen Netzes für Unruhe. Espace fahndet zum Beispiel schon seit einiger Zeit nach Pädophilen, die versuchen über das Angebot in Kontakt mit Kindern zu treten. Auch die Sicherheit der Daten ist nicht immer gewährleistet: Immer wieder machen die sozialen Börsen durch Sicherheitslücken von sich reden, besonders in den USA grassiert der Identitätsdiebstahl. Angesichts der großen Summen befürchten viele schon eine zweite Internetblase, Milliardeninvestitionen könnten sich in Luft auflösen. Der Meinung ist Branchenvertreter Koch nicht: "Das Internet hat mit Web 2.0 definitiv eine neue Entwicklungsstufe erreicht, bei der sich auch die Geschäftsmodelle verändern." Viele etablierte Medien-Konzerne integrieren bereits jetzt Web 2.0-Tech-niken in ihre Angebote. Sie wollen sich von den Newcomern nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. So hat sich Pro-Sieben-Sat 1 bei dem deutschen Youtube-Konkurrenten Myvideo eingekauft und bringt die Videos seiner Nutzer sogar in einer eigenen Fernsehshow unter. Konkurrent RTL setzt auf die Eigenentwicklung Clipfish und will im Januar mit einem eigenen Fernsehformat auf Sendung gehen. Nachholbedarf in Deutschland Koch sieht in Deutschland Nachholbedarf: "Die meisten Angebote entstehen in den USA und sind häufig noch auf den amerikanischen beziehungsweise englischsprachigen Markt ausgerichtet." Aber: Auch in der Bundesrepublik seien erste Erfolge zu sehen. So konnte die deutsche Kontakt-Börse Xing im Dezember beim Börsengang immerhin 75 Millionen Euro erlösen. Während viele Web 2.0-Angebote noch in den Anfängen stecken, machen sich zahlreiche Vordenker schon Gedanken über die weitere Entwicklung. Der US-Journalist John Markoff rief in der New York Times vorsichtshalber bereits das "Web 3.0" aus. Wie lange dies auf sich warten lassen wird, steht aber noch in den Sternen."
- Footnote
- DAS WEB 2.0 - Bei aller Euphorie über die neuen Möglichkeiten und die eigene Kreativität: Nutzer von Web 2.0-Angeboten sollten einige Ratschläge befolgen. - Urheberrechte achten: Das Urheberrecht gilt auch hier. Es ist nicht erlaubt, kommerzielle Filme oder Fernsehmitschnitte einzustellen. - Daten sparen: Wer alle persönlichen Daten von sich ins Internet stellt, erlebt oft böse Überraschungen. Deshalb sollte man gut überlegen, welche Informationen man von sich preisgibt. - Rechte sichern: Wer Rechte anderer achtet, sollte auch sich selbst schützen. Ein Blick in die Geschäftsbedingungen ist ratsam, bevor persönliche Videos eingestellt werden.
- Object
- Web 2.0