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  • × author_ss:"Nübel, R."
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  1. Nübel, R.: ¬Der Spatz als Lernhilfe (2011) 0.02
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    Content
    - Die Philosophen im Clinch - wegen eines Vogels Der Mann an der Tafel strahlt. "Jetzt habt ihr's. Genau diese Diskussion wird unter Denkern seit Jahrhunderten geführt, da flogen mitunter sogar die Fetzen." Als sich in den Gesichtern der Gymnasiasten neue Fragezeichen abzeichnen, erklärt der Gast: "Die einen sagten, nur der Allgemeinbegriff sei real, sozusagen der Vogel, die Idee - für die anderen waren nur die einzelnen Dinge real, also der Spatz und die Meise, das Konkrete." An der Tübinger Uni seien sich die Vertreter beider Positionen früher so spinnefeind gewesen, dass sie sich nicht begegnen wollten. Und daher habe man am Philosophischen Institut zwei Eingänge gebaut. Ungläubige Blicke in der Klasse. Wegen eines Vogels? Jetzt nimmt der Mann an der Tafel wieder die Kreide in die Hand. Er zieht eine Linie vom Wort "Allgemeines" zu "Konkretes". Es gebe, so sagt er mit Nachdruck in der Stimme, noch eine dritte, sehr wichtige Denkposition. "Die geht so: Das Allgemeine, die Idee ist real, doch sie steckt in den Dingen, im Konkreten - und das Konkrete im Allgemeinen. Also: der Vogel im Spatz, der Spatz im Vogel." Diese Position gehe übrigens auf den alten Aristoteles zurück. Und was soll das Ganze?, blinzelt es skeptisch aus den Fragezeichen-Gesichtern. "Das bedeutet zum Beispiel: Frieden ist eine Idee, eine sehr wichtige, es gibt sie, real - doch sie muss sich im Konkreten, im Einzelnen und Besonderen zeigen und gelebt werden. Im Alltag, zwischen zwei Menschen, in einer Schulklasse, in einer Gruppe, in einer Gesellschaft, zwischen Staaten." Der Mann an der Tafel redet sich heiß. "Oder nehmt die Toleranz oder die Demokratie oder die Liebe oder Fairness, oder ..." Jetzt ist die Passion etwas mit ihm durchgegangen. Doch immer mehr Fragezeichen-Mienen hellen sich auf. Ein Finger zuckt: "Das heißt, es reicht nicht nur, so was wie Toleranz als Idee zu denken, sondern man sollte sie umsetzen, ganz konkret? Ist es das?" Der Tafel-Mann nickt im Akkord. "Ja, und so wird im Einzelnen, im direkten Handeln eines Menschen, die Toleranz als Idee erkennbar. Das Allgemeine im Konkreten, das Konkrete im Allgemeinen."
    - Wenn mitten im Sommer Winter ist Neben dem Vogel-Spatz-Prinzip vermittelt das Bildungsprojekt weitere elementare Denkstrukturen. Sie finden sich sowohl in der Literatur und in anderen musischen Fächern als auch im Alltag und nicht selten in den Naturwissenschaften, in Ökonomie und Ökologie wieder. Es handelt sich um tradierte Lebens- und Denkmuster, die in der breiten öffentlichen Wahrnehmung weitgehend verschüttgegangen sind, jedoch eine verblüffende Aktualität haben - wenn man sie ganz konkret wieder wahrnimmt. Der Bezug von Zeit und Raum ist solch ein Thema. Und der von außen und innen. Der Wechsel von Jahreszeiten wird, trotz Fußbodenheizung und Sonnenstudios, zwar heute noch wahrgenommen. Dock kaum mehr bewusst ist, dass und wie sich das Außen der Natur auf das Innere des Menschen bezieht. Im tradierten Denken und in der Literatur steht der Sommer für Freude und Kommunikation, der Winter für Trauer und Isolation. Das kapiert jedes Schulkind, man kennt's etwa aus fröhlichen Sommer- und melancholischen Winterliedern. Spannend wird dieses Jahreszeitenschema aber, wenn Dynamik reinkommt und Gegensätze aufbrechen. Wenn mitten im kalten Winter ein Ros' entsprungen ist - was die christliche "Idee" so konkret werden lässt. Oder aber, erschütternd existenziell, wenn mitten im Sommer plötzlich das Leben gefriert. Hölderlins berühmtes Gedicht "Hälfte des Lebens" steht dafür: In der ersten Strophe ein harmonisches Spätsommerbild mit gelben Birnen, wilden Rosen und dem Land, das in den See ragt. Und den Schwänen, die ihr Haupt ins heilignüchterne Wasser senken. Dann, in der zweiten Strophe, der krasse Kontrast: ein frierendes, zerrissenes Ich, das den Winter fürchtet, die Mauern stehn, im Winde klirren, hörbar kalt, die Fahnen. Ein Leben am Gefrierpunkt. Als wir in einer Berufsschule dieses Lebens- und Denkmuster am Hölderlin-Gedicht vorstellen, streckt eine junge angehende Altenpflegerin: "Das kenne ich vom Heim. Die alten Menschen sind dann besonders traurig, wenn es draußen schön ist, sich alle freuen, sie aber allein sind und nicht dazugehören."