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  • × author_ss:"Schürmann, M."
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  1. Schürmann, M.: 404 File Not Found : Immer mehr Wissen wird immer schneller vergessen (2002) 0.01
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    Content
    Auch die digitalen Aufzeichnungen der DDR-Behörden: bis zu 30 Prozent unbrauchbar. Weil falsch gelagert und nicht gepflegt. Moderne Medien sind empfindlicher als Bücher: Wenn ein Gedichtband in die Badewanne fällt, ist er nass. Wenn eine Diskette hineinfällt, ist sie näss und wahrscheinlich kaputt. Wo sind in fünfzig Jahren all die Magisterarbeiten? All die Aufsätze? All die Urlaubsvideos? All die Briefe? So gesehen sind Höhlenmalereien einer CD weit überlegen. Man kriegt in eine Höhle kein Gigabyte, aber das Gekritzel hält sich über Jahrtausende. Eine CD kann nach fünf Jahren unlesbar sein. Auch ägyptisches Pergament und mittelalterliches Papier, noch ohne Säure drin, sind bessere Speichermedien als eine Videokassette. Das heißt: Sie sind ein besseres Gedächtnis. Die heutige Welt speichert viel mehr. Es gibt eine Schätzung, derzufolge wir seit 1945 hundert Mal mehr Informationen erzeugt und gespeichert haben als die Menschheit in ihrer ganzen Geschichte zuvor. Die heutige Welt vergisst aber auch viel schneller. Also: Ein Magnetband hält sich zehn bis 30 Jahre. Ein VHS-Band auch. Ein Mikrofilm lebt zehn bis 500 Jahre, je nach Pfle ge. Säurehaltiges Zeitungspapier: zehn bis 20 Jahre. Dia: hundert Jahre. Festplatte: 20 Jahre. CD: fünf bis 200 Jahre. Die Schätzungen sind umso gröber, je neuer die Medien sind - es fehlen die Erfahrungswerte. Und das Internet? Die größte aller Bibliotheken, das gewaltigste aller Postämter? In dem alle acht Minuten die gleiche Datenmenge entsteht, die das nationale Archiv der USA verwaltet? Das Internet ist wissensdurstig wie ein Kind, aber vergesslich wie ein Greis. Die durchschnittliche Lebensdauer einer Internetseite liegt bei sechs bis acht Wochen. Wer will da gewährleisten, dass Daten im Internet überleben? Wer will mit Sicherheit sagen, dass es die richtigen Daten sind und nicht die entscheiden, ob Daten überhaupt wichtig sind, wichtig genug, um der Nachwelt erhalten zu bleiben? Die Betreiber von www.archive.org speichern, was kommt, Spreu wie Weizen: Sie durchkämmen das Internet jeden Tag nach neuen, öffentlich zugänglichen Seiten. Die speichern sie dann auf digitalen Bändern - damit die Seite weiterlebt, wenn sie im Internet nur noch 404 File Not Found ist. Wissenschaftler diskutieren, ob es im Internet nicht so etwas wie eine DNA geben könnte, ein automatisches Speichern, durch das sich die Informationen selbst weiterkopieren - und das immer im aktuellsten Dateiformat. Dann ginge nichts verloren. Aber die Datenmenge würde wachsen wie ein Ballon. Wollen unsere Enkel das lesen? Also müssen wir das tun, was auch unsere Vorfahren getan haben, um Schriften zu erhalten: abschreiben. Kopieren, was uns wichtig erscheint. Wegen immer neuer Dateitypen und Speichermedien ist das mühsam. Bei größeren Datenmengen, wie Firmen und Behörden sie verwalten, ist es auch ziemlich teuer. Viele Informationen ohne Marktwert werden daher jung sterben. Die Höhlenmalereien dagegen werden wir wohl noch in hundert Jahren besichtigen können - auch wenn sie nicht einmal ein Backup hatten."