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  • × author_ss:"Schlüter, C."
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  1. Schlüter, C.: ¬Der blinde Fleck im System des Wissens (2005) 0.00
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    Abstract
    Die Wikipedia lebt vom ehrenamtlichen Engagement ihrer Anhänger und darf somit als soziales Projekt gelten. Wie aber organisiert sich ein Wissen, das aus diesem Geiste entstanden ist?
    Content
    "Manche Begriffe sind das Geld nicht wert, das sie nicht kosten. Der Begriff "Projekt" gehört in jedem Fall dazu, denn er bezeichnet mittlerweile alles und bedeutet aus genau diesem Grunde nichts. So genügt es bereits, eine Absicht zu haben, um ein "Projekt" zu verfolgen. Wer aber hätte im Laufe eines Tages nicht die eine oder andere Absicht? Das Kühlschrankprojekt, das Toilettenprojekt, das Beischlafprojekt ... Wo soll das nur enden? Eine Frage, die sich die Erfinder der freien Online-Enzyklopädie mit dem klingenden Namen Wikipedia so noch nicht gestellt haben. Eben dieser Umstand verrät viel über die Beschaffenheit der im Jahre 2001 gegründeten Unternehmung, die sich laut Selbstauskunft als ein stetig wachsendes "Projekt" versteht, das "von vielen ehrenamtlichen Autoren verfasste, mehrsprachige" Artikel versammelt und bei dem "alle Inhalte unter einer Lizenz stehen, die jedermann das Recht einräumt, die Inhalte unentgeltlich - auch kommerziell - zu nutzen'' zu verändern und zu verbreiten". Die Wikipedia ist überaus auskunftsfreudig' geradezu sprechend sind allerdings die Auskünfte, die sie über sich selbst erteilt. Also weiter im Text: Das Wort Wikipedia setzt sich aus "Wiki" und "Encyclopedia" zusammen. Dabei bezeichnet Wiki eine "im World Wide Web verfügbare Seitensammlung, die von den Benutzern nicht nur gelesen, sondern auch online geändert werden kann ... Der Name stammt von wikiwiki, dem hawaiianischen Wort für schnell." Als Enzyklopädie "bezeichnet man den Versuch der vollständigen und strukturierten Darstellung des Wissens zu einem bestimmten Thema oder des gesamten Wissens der Welt: Wir dürfen das vorerst so verstehen, dass es sich bei der Wikipedia um die systematische Versammlung von Inhalten handelt, die allein deswegen existiert, weil Menschen ehrenamtlich an ihr arbeiten; diese Wissensarbeiter gehören definitionsgemäß zum Begriff des Wikipedia-Projekts. Ohne Arbeit keine Enzyklopädie. Das wiederum bedeutet: Das Wissen ist an eine bestimmte - als offen bezeichnete - soziale Praxis gebunden, und zwar an das Ehrenamt, insoweit es prinzipiell von allen übernommen werden kann, von einigen aber zuverlässig übernommen werden muss.
    Letzteres, die Pflicht um der Wikipedia Willen, ist nun entscheidend. Scheinbar gehört es zum Begriff des Wissens, dass es sich einer Verpflichtung verdankt und damit in seinem-Innersten eine moralische Forderung enthält. Eben diese Moral durchzieht die ganze Wikipedia, hält sie zusammen und verleiht ihr das sie bestimmende Gepräge: Weil das Wissen eine moralische Forderung enthält, kann es nur sein, wenn dieser Forderung auch nachgekommen wird. Das klingt nach einem Widerspruch, denn entweder fordert das Wissen zu einer sozialen Praxis auf oder aber diese Praxis lässt das Wissen überhaupt erst entstehen. Der Widerspruch ist nicht aufzuheben, nirgends, jedoch weiß die Wikipedia, elegant über ihn hinwegzugehen: Sie begreift sich als emergentes System, wobei "als emergent jene Eigenschaften eines 'Ganzen' bezeichnet werden, die sich aus den einzelnen 'Teilen' nicht direkt herleiten lassen und nur aus dem Zusammenwirken der Teile, d.h: aus ihrem Prozess heraus, erklärbar sind". Mit anderen Worten, die Wikipedia ist eine Selbstorganisation des Wissens, in der sich 'Ganzes' und 'Teile' gegenseitig beeinflussen und unablässig neu anordnen. Was aber, um zur Eingangsfrage zurückzukehren, kann hierbei "Projekt" bedeuten? Die Selbstauskunft: "Ein Projekt ist nach DIN 69901 ein Vorhaben, bei dem innerhalb einer definierten Zeitspanne ein definiertes Ziel erreicht werden soll:" Das aber trifft auf die Wikipedia gerade nicht zu, denn ihre Emergenz unterläuft jedwede Definition, sei es, die einer genauen Zeitspanne oder die eines genauen Zielpunktes: Es ist kein Zufall, dass sich in der Wikipedia zwar der Eintrag "Emergentes Organisations-Netz" findet, dieser Eintrag aber bis heute leer geblieben ist. Das ist der, blinde Fleck im System des Wissens: Dort lauert entweder Gott oder wartet das Nichts."
  2. Schlüter, C.: Neue Ressourcen : Zeitgenössisches Contentmanagement oder: Was will der Spiegel von Wikipedia? (2007) 0.00
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    Content
    "Demokratiefortschritte werden bekanntlich nicht immer freudig begrüßt. Bei Diktatoren und anderen, der Freiheit allenfalls lose verbundenen Zeitgenossen überrascht das nicht. Doch tun sich mitunter auch Demokraten sehr schwer. Sie nämlich befürchten, wo sich neue Möglichkeiten der Partizipation auftun, eine Entgrenzung oder, deutlicher formuliert, Verlotterung der guten Sitten. Die Demokratie, so lautet ihr Lamento, gefährdet sich selbst, indem sie ihre Fundamente, die sie tragenden Prinzipien und Standards preisgibt. Dieser altmodische und mit einigem aristokratischen Aplomb dargebrachte Vorbehalt stößt sich zumeist am Pöbel, dem gemeinen Plebs also, der nun einmal mehr die Bühne des bislang nur dem gelehrten Bürger vorbehaltenen öffentlichen Räsonierens betritt und seinen irgendwie schmuddeligen Geschäften nachgeht. Etwas zeitgemäßer formuliert begegnet uns der Vorbehalt in der aktuellen Debatte um das Internet und seine angeblich desaströsen Folgen für Wissen und Wahrheit. Eine klare Sache: Die natürliche Feindin der - wehrhaften - Demokratie ist die Massendemokratie. Vor allem der "gute Journalismus" scheint in Gefahr. Befürchtet wird ein babylonisches Stimmengewirr, ein Labyrinth des Meinens und Dafürhaltens, Chaos, Entropie. Den Verlust mehr oder weniger bewährter Hierarchien beklagen insbesondere die Vertreter der analogen, an die Papierform gebundenen Printmedien; sie werden dies gewiss auch aus wohlverstandenem Eigeninteresse tun. Die sehr viel interessantere Frage aber lautet, ob es gute inhaltliche Gründe gibt, die digitale Konkurrenz zu fürchten. Was also mag jetzt das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel geritten haben, vom Frühjahr an nicht nur alle seit 1947 in dem Blatt erschienenen Artikel sowie Lexika und Wörterbücher kostenlos ins Netz zu stellen, sondern vor allem auch die Einträge der Internet-Enzyklopädie Wikipedia? Offenbar sollen hier die Erträge eines "guten Journalismus" mit den Inhalten eines diffusen, weitestgehend dezentralen und auf freiwilliger Basis organisierten Mitmachprojekts vermischt, verwässert, wenn nicht gar verhunzt werden.
    Source
    Frankfurter Rundschau. Nr.295 vom 19.12.2007, S.29