Schröter, H.G.: Microsoft lockt mit Rabatt : Neuer Dienst für Suchmaschinen-Nutzer / Google baut Führung aus (2008)
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- Content
- "Google hat den Abstand zu den konkurrierenden Suchmaschinen im Web in den USA noch vergrößert. Der Marktanteil des Internet-Giganten an den Suchanfragen sei im April auf 61,6 Prozent von 59,8 Prozent im Vormonat gestiegen, berichtete die Marktforschungsfirma Comscore. Der Anteil von Yahoo sei dagegen von 21,3 auf 20,4 Prozent und der von Microsoft auf 9,1 von 9,4 Prozent gesunken. AOL und Ask Network folgen abgeschlagen mit 4,6 und 4,3 Prozent. Microsoft versucht seit langem immer wieder, den Abstand zu Google zu verringern. Denn die Beliebtheit der Suchmaschine spielt eine wichtige Rolle für das lukrative Geschäft mit Online-Werbung. Jetzt startet der Software-Riese mit dem "Live Search Cashback" getauften Programm einen neuen Versuch. Er will Nutzern seiner Suchmaschine einen Rabatt auf Kameras, Uhren, Sportschuhe und viele andere Produkte von Anzeigenkunden gewähren. Wer sich registriert hat und auf der Suchmaschine Windows Live Search besonders markierte Artikel bestimmter Händler findet und online erwirbt, bekommt 60 Tage nach dem Kauf Geld zurück. Die Rabatte sollen von zwei bis 30 Prozent reichen. Dabei arbeitet Microsoft nach eigenen Angaben mit mehr als 700 Partnerfirmen zusammen. Zu ihnen zählen unter anderem Ebay, der Buchhändler Barnes & Noble und Sears. Diese sollen für ihre bei Microsoft geschalteten Anzeigen nur dann eine Gebühr zahlen, wenn ein Kunde über das Cashback-Programm einen Kauf abschließt. Aus diesen Gebühren werden die Rabatte an die Kunden finanziert. Anders als bei diesem cost-per-action genannten Modell zahlen Unternehmen derzeit für jeden Klick der Internetnutzer auf ihre Anzeigen. Bei diesem Modell (cost-per-click) dominiert Google.
"Wir glauben, dass die Suche Verbrauchern und Werbetreibenden weit mehr bieten kann als heute üblich ist", erklärte Microsoft-Mitgründer Bill Gates. Live Search Cashback werde Anzeigenkunden beim Online-Verkauf helfen und Konsumenten einen neuen Weg bieten, mehr aus ihren Dollars zu machen. "Wir wollen Ihre Treue gewinnen", erfahren Interessenten, die sich auf der US-Website über das Cashback-Programm schlau machen wollen. Ob Microsoft den neuen Dienst gegebenenfalls auch außerhalb der USA einführen wird, sei nicht entschieden, teilt der hiesige Ableger mit. Der große Abstand der Microsoft-Suche Live Search zum Marktführer Google war der Hauptgrund dafür, dass der weltweit größte Software-Konzern einen Übernahmevorschlag für Yahoo vorlegte. Die Nummer zwei am US-Suchmarkt befand das Angebot von zuletzt 47,5 Milliarden Dollar aber als zu niedrig. Microsoft zog die Offerte Anfang Mai zurück. Seither reißen die Spekulationen nicht ab, dass Microsoft es nun lediglich auf das Suchmaschinengeschäft von Yahoo und eine Minderheitsbeteiligung an dem Internet-Konzern abgesehen habe. Ob der neue Rabatt-Ansatz bei der Produktsuche Microsoft den erhofften Erfolg bescheren wird, ist noch nicht ausgemacht. Zwar hat der Konzern eine lange Liste von Händlern gewonnen, die mitmachen wollen. Doch fraglich bleibt, ob Preisnachlässe beim Online-Shopping verlockend genug sind, damit Internetnutzer massenhaft zu Live Search wechseln. Nicht ohne Grund liegt Google in der Gunst der Surfer weit vorn. An der überlegenen Technologie des Branchenführers ändert das Cashback-Programm nichts. Es könnte aber an Bedeutung gewinnen, wenn Microsoft die Yahoo-Suchmaschine schlucken würde. Und es könnte ein Versuch sein, dem Erzrivalen Google das Leben so schwer wie möglich zu machen, obwohl die Anzeigen-Einnahmen aus dem Cashback-Programm ja den Online-Käufern und nicht Microsoft zufließen sollen. Findet der Microsoft-Konzern nämlich genug Händler für sein Rabatt-Modell, dann könnte er Werbedollar von Google abziehen."