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  • × author_ss:"Tetens, H."
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  1. Tetens, H.: ¬Der neuronal gläserne Mensch : Hochkomplexes und hypersensitives System: Im Gehirn selbst könnten die Befürworter der Willensfreiheit einen unerwarteten Verbündeten finden (2004) 0.00
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    Content
    Die Botschaft der Hirnforscher ist so unerwartet freilich nicht. Die Naturwissenschaften sind experimentelle Wissenschaften. Jedes naturwissenschaftliche Experiment liefert den Prototyp einer Apparatur, mit der Wissenschaftler die Phänomene, die sie untersuchen, kontrolliert hervorrufen und verändern können. Als es den Physikern gelungen war, den Regenbogen zu erklären, hatten sie zugleich mit einer Lichtquelle, einem Prisma und einem Auffangschirm eine Vorrichtung erfunden, um das Sonnenlicht in seine Spektralfarben zu zerlegen und auf diese Weise einen künstlichen Regenbogen im Labor zu erzeugen. Ein Phänomen naturwissenschaftlich erklären zu können, heißt zu wissen, was man tun muss oder im Prinzip tun müsste, um dieses Phänomen oder ein vergleichbares technisch zu erzeugen und zu manipulieren. Wo die naturwissenschaftliche Erforschung des Menschen erfolgreich ist, weiß man dann, wie man tatsächlich, zumindest aber im Prinzip menschliche Eigenschaften und Leistungen auf einer Maschine nachbilden kann. Den Menschen naturwissenschaftlich zu erforschen, läuft auf die Gleichung hinaus: Mensch = Maschine. Sie ist eine methodologische Konsequenz der Naturwissenschaften. - Entzauberung des Menschen - Als Forschungsobjekt empirischer experimenteller Wissenschaften kann der Mensch nicht als das freie Vernunftwesen erscheinen, als das er sich selber gerne sieht. Für Kant lag das so klar auf der Hand, dass er in seiner theoretischen wie praktischen Philosophie ein umfassend angelegtes Programm verfolgte zur Rettung unseres Personseins angesichts der wissenschaftlichen Sicht auf den Menschen, ohne deshalb die Resultate der Naturwissenschaften in Abrede stellen zu müssen. Was bei Kant bei aller Bewunderung für die Naturwissenschaften entschiedene philosophische Gegenwehr auf den Plan rief, läuft heute für den Hirnforscher Gerhard Roth in provokanter "Wertfreiheit" auf die "Entthronung des Menschen als frei denkendes Wesen" hinaus. Es ist auffällig, wie sehr sich die gegenwärtige Debatte um eine sehr unangenehme Wahrheit herumdrückt: Die konsequente Anwendung der Naturwissenschaften auf den Menschen zielt auf den neuronal gläsernen Menschen, bei dem alles, was er tut, empfindet, denkt und will, für den äußeren Beobachter offen zu Tage liegt, kausal aus neuronalen Mechanismen erklärt, vorhergesagt und jederzeit durch neuronale Intervention manipuliert werden kann. Anders als bei der nicht-menschlichen Natur können wir dieses Zielkaum als regulatives Ideal gutheißen, dem sich die Forschung immer weiter annähern sollte. Sollte dieses Ziel einmal in vollem Umfang Realität werden, so wäre dies eine moralische und kulturelle Katastrophe. Die naturwissenschaftliche Erforschung des Menschen ist nur so lange moralisch und kulturell akzeptabel, wie die Wissenschaften weit hinter dem methodologischen Endziel des entzauberten Menschen als neuronal gläserner Maschine zurückbleiben. Das Dilemma dieses Befundes ist offenkundig: Wir müssten es hinbekommen, durch naturwissenschaftliche Forschung Alzheimerpatienten oder Unfallopfern mit Hirntraumata wirksam zu helfen, ohne gleichzeitig den Menschen neuronal zu entzaubern.