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  • × author_ss:"Thomas, C."
  • × theme_ss:"Informationsmittel"
  • × year_i:[2010 TO 2020}
  1. Thomas, C.: Blackout : Leitartikel (2012) 0.00
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    Abstract
    Wo das Internet seine Potenziale ausschöpft und seine ganze Dynamik entfaltet, zählt das Urheberrecht zu den ersten Opfern der Internetkultur.
    Content
    Auch das ist kein origineller Gedanke - aber wie auch? Das hat unmittelbar mit dem Internet selbst zu tun, ist es doch eine Plattform des Recyclings, der nicht abreißenden Vervielfältigung von Informationen und Meinungen. Was im Internet erst in Umlauf ist, wird in Sekundenbruchteilen übernommen - vieles davon unhinterfragt. Was im Internet Meinung ist, spricht nicht zwangsläufig für offene Formen der Kommunikation, auch wenn sie immerzu behauptet werden, gebetsmühlenartig wiederholt werden. Sicher, das Internet ist ein Schauplatz, der Regierungen nicht nur irritiert, sondern ins Wanken gebracht hat, etwa im vergangenen Jahr, man denke nur an die Empörungen und Massenerhebungen in Nordafrika. Dennoch ist das Internet, dem auch der Wikipedia-Gründer Wales huldigt wie einem Fetisch, nicht unter allen Umständen ein Forum der Aufklärung geworden - wenn man darunter weiterhin so etwas wie die Selbsttätigkeit des Denkens versteht, den Versuch, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, der sich orientiert an allgemein verbindlichen Standards. In demokratisch legitimierten Gesetzen kann man solche Standards verbrieft sehen - und dazu zählt, auch das ist kein origineller Gedanke, das Urheberrecht. Dessen Wahrung durch Gesetze vermag mit der ungeheuren Dynamik des Internets nicht Schritt zu halten. Zu dieser Dynamik zählt eine permanent in die Welt gesetzte Selbstlegitimierung des Internets durch seine Protagonisten - ein Freibrief auch für Übertretungen oder Rechtsbrüche, die eine demokratisch herbeigeführte Gesetzgebung zu ahnden hat.
    Wales, und sicherlich nicht nur er, ist als Internetaktivist so etwas wie ein Suchmaschinist der Deregulierung von geistigem Eigentum. Wenn obendrein Kritiker der Gesetzes-Initiative des US-Kongresses die vorgesehenen Netzsperren als "Zensur" kritisieren, ist auch das, nun ja, kein eigenständiger Gedanke. Es ist das Ritual in einem Kulturkampf, der - um die Motive nicht aus den Augen zu verlieren - von ökonomischen Interessen beherrscht wird. Keine Frage, ein Medienmogul wie etwa Rupert Murdoch, der die Internetpiraterie auch aus aktuellem Anlass wieder heftig beklagt hat, um Gesetze zur Eindämmung einzuklagen, ist einer der größten Freibeuter. Als Heuchler ist er ein Aktivist. Die Internetkultur hat sich ihre eigenen Nutzungs- und Verhaltensformen geschaffen, angefangen damit, dass in einem "offenen" Internet, in dem Autor und Publikum, Produzent und Nutznießer immer weniger unterscheidbar sind, das Copyright kaum noch "transparent" bleibt. Mit Blick auf das Internet sind immer wieder gewaltige Potenziale und eine schier ungeheure Dynamik angekündigt worden. In der Tat, wo es seine Potenziale ausschöpft und seine ganze Dynamik entfaltet, zählt das Urheberrecht zu den ersten Opfern der Internetkultur. Wo doch wir, die Generation Google, zu Virtuosen in der Kunst des Textkopierens geworden sind. Wir, Wikipedia-Aktivisten, wissen um den Satz des Bert Brecht und seiner "laxen Haltung" zum geistigen Eigentum, um ihn täglich mehrfach recycelnd zu exekutieren. Die jahrhundertealte Tradition der Wahrung des geistigen Eigentums beruht auf einer Kulturtechnik. Wenn die englische Wikipediaseite diese Kulturtechnik durch einen Blackout ignoriert, wird damit in der Tat eine längst universelle Bewusstseinsstörung ins Netz gestellt. In dem Blackout findet Wikipedia auch zu sich selbst."
    Footnote
    Vgl. auch den Beitrag in derselben Ausgabe: Moll, S.: Ein Tag ohne Weltwissen: In den USA wurden als Protest gegen ein geplantes Gesetz Recherche-Seiten lahmgelegt. In: Frankfurter Rundschau. Nr.16 vom 19.01.2012, S.37. Vgl.: http://www.fr-online.de/meinung/wikipedia-wikipedia-blackout---urheberrecht-ist-das-opfer,1472602,11472590.html.