Schwartz, D.: Einsatz und Leitbilder der Datenverarbeitung in Bibliotheken : dargestellt an ausgewählten Projekten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (2004)
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- Footnote
- Insgesamt erhält man so mehr eine Materialansammlung zum Thema als eine Aufarbeitung-auch wenn die zum Teil fein gegliederte extreme Kapitelaufteilung etwas anderes suggeriert. Verbunden mit der starken Fußnotenlastigkeit (oft mehr als die Hälfte einer Seite einnehmend mit z.T. kuriosen Auswüchsen, wenn etwa von einer Textstelle auf zwei hintereinander stehende Fußnoten mit inhaltlich nahezu gleichen Aussagen verwiesen wird [S.72, 247/248]) ist die im Übrigen technisch sehr sauber erstellte Arbeit (ein Kolumnenfehler S.64, kaum Tippfehler) aus meiner Sicht keine Leseempfehlung. Wirksamkeit der Projekte? In doppeltem Sinne interessant ist der Hinweis auf weiteren Untersuchungsbedarf (S.222), hier macht Schwartz zwei Vorschläge. Zum einen solle man den Betrachtungsfokus auf das Ausland (und hier insbesondere die USA) und auf einen Systemvergleich (DDR) legen, zum anderen einen Vergleich organisatorischer Strukturen in kommerziellen Unternehmen und Bibliotheken ziehen, der klären solle, ob »Unternehmen - im Gegensatz zu Bibliotheken - aufgrund ihrer inneren Strukturen besser in der Lage sind, innovative Entwicklungen aufzugreifen und erfolgreich in den Routinebetrieb umzusetzen« (S.223). Die so indirekt getroffene Aussage zu Bibliotheken, über eine geringe Innovationsfähigkeit zu verfügen, ist für sich wohl wenig überraschend. Erstaunlich aber ist, dass diese Erkenntnis in der gesamten Arbeit nicht klar ausgesprochen wird - und da her auch in der Analyse der Projekte und der Förderanstrengungen der DFG keine Rolle spielt. Zwar wird an manchen Stellen auf Probleme bei der Nachnutzung von Projektergebnissen und auf Widerstände in Bibliotheken verwiesen (immer in Form von zeitgenössischen Zitaten); diese Äußerungen werden dann aber sofort wieder durch anders lautende Aussagen relativiert (s.a. die Zusammenfassung, S. 194). Hier aber liegen tatsächlich interessante Ansätze: Wie lässt sich die »Wirksamkeit« bestimmter Projekte untersuchen, was zur Wirkungsgeschichte bestimmter technischer Innovationen in Bibliotheken sagen? In diesem Zusammenhang müssten DFG-Positionspapiere und Stellungnahmen des Bibliotheksausschusses viel breiter berücksichtigt werden. Auch eine zahlenbasierte Analyse von 30 Jahren DFG-Förderung lässt möglicherweise interessante Schlüsse zu und spiegelt sich wandelnde Förderschwerpunkte. Wie ist das spezifische Gutachter-System der DFG im Kontext der Bibliotheksförderung zu sehen, inwieweit wirkten Gutachter aus Forschung und Wissenschaft erkennbar inhaltlich ein? Wie hat sich das Bild der Geschäftsstelle in dieser Zeit verändert und inwieweit existiert eine eigene Binnendynamik der Geschäftsstellenaktivitäten? Sind Begutachtungsmaßstäbe und Veränderungen in 30 Jahren erkennbar? Dies wäre schon deshalb interessant, weil die DFG-Projekteja nicht nur einfach Spiegelbild der Geschichte sind, sondern durchaus auch von speziellen Interessen gesteuert sind und eigenen Leitbildern folgen. Der Mut zu selbstverständlich begründeten Bewertungen einerseits und eine vertiefte Analyse einzelner ausgewählter Projekte und ihrer jeweiligen Wirkungsgeschichte andererseits hätten sicherlich einen größeren Erkenntnisgewinn gebracht. Wenn einmal in der Arbeit konkret ein Leitbild inhaltlich benannt wird, nämlich das traditionelle »Leitbild eines einheitlichen und gemeinschaftlichen Bibliothekswesens« (in der Zusammenfassung, S.195), wird erheblich klarer, was denn eigentlich gemeint ist."