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  1. Postman, N.: Widersteht dem Info-Terror! : Prophezeihungen über die Zukunft des Lesens in einer Welt der Elektroniker und Gaffer (2000) 0.00
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    Abstract
    "Die vergangenen Jahre habe ich viel Zeit damit zugebracht, dem Fernsehen (und anderen vergleichsweise neuen Medien) die Schuld für eine ganze Reihe der offensichtlicheren Fehlfunktionen in die Schuhe zu schieben, an denen die westliche Kultur heute krankt - insbesondere in den USA. Das komme daher, so wurde mir gesagt, weil ich von Natur aus ein Schwarzseher sei, allzeit bereit, das Falsche zu verurteilen anstatt das Richtige zu loben. Einige meiner Studenten trieben diesen Vorwurf bis zu der Behauptung, ich wäre, sofern ich im Zeitalter der Inkunabeln (also während der ersten fünfzig Jahre nach der Erfindung der Druckerpresse) gelebt hätte, garantiert jedermann mit einer ellenlangen Litanei düsterer Prophezeiungen bezüglich der Gefahren maschinell verfertigter Bücher und der allgemeinen Verbreitung des Lesens und Schreibens auf die Nerven gefallen. Mit dieser Ansicht liegen die zitierten Studenten jedoch nur halb richtig. Einmal angenommen, ich hätte im Jahre 1450 genug Grips besessen, um mitzubekommen, was sich da gerade anbahnte, hätte ich den Heiligen Stuhl in der Tat eindringlich vor der Druckerpresse gewarnt - durch sie werde das Wort Gottes auf dem Küchentisch eines jeden Christenmenschen landen, die Autorität der Kirchenhierarchie somit ernstlich in Gefahr gebracht. Hätte der Papst mir gar eine Audienz gewährt, hätte ich folgende Warnung ausgesprochen: Mit der Druckerpresse bewaffnet war Martin Luther weit mehr als nur irgendein unzufriedener, an chronischer Verstopfung leidender Mönch - das gedruckte Wort machte ihn zu einem Umstürzler, den man ernst nehmen musste. Vermutlich hätte ich als Nächstes die ortsansässigen Fürsten gewarnt, dass ihre Tage gezählt seien - das Druckhandwerk werde den neuen Begriff der Nation ins Leben rufen, was sämtlichen lokalen Potentaten den Garaus machen musste. Und falls die Bruderschaft der Alchemisten mir erlaubt hätte, bei ihrer Jahresversammlung (wenn man sich ein solches Ereignis überhaupt vorstellen kann) die Eröffnungsansprache zu halten, hätte ich den Anwesenden sogleich nahe gelegt, einen neuen Beruf zu ergreifen; die Druckerkunst werde dem induktiv vorgehenden, wissenschaftlichen Denken massiven Auftrieb geben, die Alchemie wiederum den kritischen Blick eines zum Allgemeingut gewordenen Gelehrtenwissens nie und nimmer überleben. Auch jedem mir zufällig begegnenden fahrenden Sänger hätte ich auf der Stelle kundgetan, 'dass sein Gewerbe binnen hundert Jahren, vermutlich sogar noch schneller, am Ende sein werde und allen Liedern einzelner Stämme und allen epischen Heldengesängen das letzte Stündlein geschlagen habe; alle Barden seien demnach gut beraten, ihren Auszubildenden dringend ans Herz zu legen, sich ab sofort auf das Verfassen von Essays und Romanen zu verlegen. Solche Sprengkraft besaß der Buchdruck mit beweglichen Lettern. Es war beileibe nicht mmer Schlimmes, das in den genannten Prophezeiungen vorausgesagt wurde. Deshalb eingangs auch die Anmerkung, dass meine Studenten nur halb richtig lagen. Ob eine Prophezeiung negativ ist oder nicht, kommt ganz auf den jeweiligen Standpunkt an. So hätten zum Beispiel viele, die zu Luthers Zeiten in Nordeuropa lebten, den Niedergang des Heiligen Stuhls freudig begrüßt. Und natürlich wären die Katholiken dieser Zeit ob dieser Aussicht vor Zorn ganz außer sich gewesen.