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  • × author_ss:"Blumenberg, H."
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  1. Blumenberg, H.: ¬Die Lesbarkeit der Welt (1983) 0.01
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    Abstract
    Unter dem Titel »Lesbarkeit der Welt« lassen sich nur Episoden behandeln. Doch indizieren sie eine Kontinuität des Begehrens, die nicht die seiner Außerungen, seines Pathos und seiner Rhetorik ist. Daß etwas Episode bleibt, gibt ihm noch nicht unrecht. Die Mehrheit der Jahre oder Jahrhunderte macht nicht die Dichte der Geschichte aus. Die Hartnäckigkeit, mit der manches wiederkehrt und sich seine Metamorphosen erfindet, gibt nachdrücklicher zu denken als die Ständigkeit, mit der anderes einfach dableibt. Aber auch Wahngefährdung durch das, was wiederkehrt und seine Wunschenergie für den günstigen Geschichtsaugenblick bereithält, ist im Spiel: als greifbare Zukunft erscheint, was doch nur Korrektiv von Gegenwarten sein kann. Deshalb ist der metaphorische Komplex "Lesbarkeit der Welt" auch ein Leitfaden zur Nüchternheit. Der Sprung in die Utopie läßt sich in allen Phasen der Vergeblichkeit studieren: auf die Beherrschung der Natur zu verzichten, um ihre Vertraulichkeit zu gewinnen, die wahren Namen der Dinge zu kennen statt nur die exakten Formeln für ihre Herstellung, die hieroglyphische Erinnerung zu erneuern, statt sich dem Vergessen der Prognosen hinzugeben, den Ausdruck statt des Chemismus zu erfahren, den Sinn statt der Faktoren zu kennen - das alles sind Wünsche, die auch dadurch nicht sinnlos werden, daß sie nicht als Verheißungen für Erfüllungen genommen werden dürfen. Der Begriff der Erfahrung hat langfristige Abmagerungen durchgemacht. Von ihrem Endpunkt her läßt sich nur schwer nachvollziehen, daß Lesbarkeit eine Metapher für Erfahrung sein konnte, noch oder wieder sein könnte. Erfahrung gilt als disziplinierteste Form von Weltumgang, weil sie auf geradem Weg zum Urteil und damit zu jenen vorläufigen Endgültigkeiten führt, aus denen die Geschichte von Theorien und Wissenschaften besteht. Vielleicht hat erst die Diskreditierung von >Lebenserfahrung< in den Jugendbewegungen seit dem »Sturm und Drang« - zur Verfallsform alles dessen, was das Leben zu bieten hat, geworden - zum Verlust der bloßen Vermutung geführt, Erfahrung könne reicher sein als die bloße Gesamtheit von Bestätigungs- oder Widerlegungsverfahren, die in Methoden vorgegeben sind oder aus Theorien folgen. Der Erfahrene, wie immer er zu seinem Besitz gekommen sein mag, ist eine anachronistische Figur.