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  • × author_ss:"Löw, W."
  • × theme_ss:"Biographische Darstellungen"
  1. Löw, W.: Wo sind sie die Inseln der Vernunft? : Ein Gedenken an Joseph Weizenbaum (2008) 0.01
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    Content
    "Wer Joseph Weizenbaum kannte weiß, dass man ihn - je nach Gusto - zu den Optimisten oder Pessimisten rechnen konnte, weil er ganz einfach das Leben in all seinen Widersprüchen kannte und wusste, es ist nicht "logisch". Aber die Hoffnung, auf "Inseln der Vernunft" ist etwas Bleibendes, das er in seinem letzten Buch mit Gunna Wendt in den Titel hob. In ihm wird als eine Art Interview-Report das Leben des großen Computer-Pioniers nachgezeichnet - oder sollte man besser sagen "reflektiert"? Manche bezeichnen Weizenbaum heute eher als Computer-Dissidenten. Doch er wollte kein "Ausruhen" auf solchen Nischenplätzen. Er suchte nicht Randlagen, sondern die rettenden Inseln der Vernunft in dem Meer aus Belanglosigkeiten der so genannten Informationsgesellschaft. In Würdigung seines Lebenswerkes will ich diese optimistische Perspektive auf Inseln der Vernunft jedoch durch eine Hoffnung erweitern. Es wird sicher noch Einige geben, die sich an die Zeiten des kältesten Kalten Krieges erinnern. Da gab es das Lied vom Insulaner das im Refrain kundtat: ". der Insulaner hofft unbeirrt, dass seine Insel wieder'n schönes Festland wird." Es war eine Art Hymne der West-Berliner geworden, doch spätestens nach dem Mauerbau glaubte man eher Ulbricht. Später dann brachte es Honnecker (1988) auf den Punkt, indem er ankündigte, dass es die Mauer noch in hundert Jahren geben werde. Wer die "Menschheitsbeglücker" des 20. Jahrhunderts kennt, weiß allerdings auch, dass da nicht nur läppische hundert Jahre, sondern auch schon mal Tausendjährige Reiche "versprochen" wurden. Wenn ich Weizenbaums Leben zurückverfolge, liegt gerade darin das Hoffnungszeichen: Er überlebte diese "Paradiese". Sein Lebensweg führte ihn durch viele dunkle Täler. Manchmal konnte er aus politischer Konfrontation Nutzen ziehen, so z.B. weil das US-Militär die EDV-Entwicklung der frühen Jahre mehr als großzügig förderte, denn die Angst vor Stalin (und seinen Nachfolgern) ließ für die Computerexperten das Geld nur so sprudeln.
    Allerdings sind solche Geldsegnungen auch dazu geeignet, "Blütenträume" zu erzeugen, die leicht zu Alpträumen werden und Allmachtsphantasien anderer Art hervorzauberten: Die Schattenseiten der Künstlichen Intelligenz hat Weizenbaum gerade in diesem Arbeitsumfeld kritisiert, wahrscheinlich weil gerade seine Kollegen aus dem MIT, wie Ray Kurzweil oder Marvin Minsky, mit ihren Cyborg-Visionen für Horrorvorstellungen sorgten. Weizenbaum hat besonders dort am MIT - und bis in die Interviews der letzten Zeit - immer wieder an das menschliche Maß erinnert. Immer wieder hatte er in diesen Kampf nicht nur starke Gegner, wie die Erwähnten aus den Nachbarzimmern "seines" MIT, sondern er hatte über alle Kontinente hinweg auch Verbündete, so dass sich das Bild der Inseln der Vernunft anbot. In meinem Grußschreiben zu seinem 85. Geburtstag im Januar 2008 war die Idee vom Insulaner, der eines Tages wieder auf einem Festland leben kann, mein Wunsch für die Zukunft. Diese Hoffnung hat mit den Ereignissen des 20. Jahrhunderts eine historische Perspektive gewonnen. Denn als Weizenbaums Eltern vor genau 72 Jahren Deutschland noch rechtzeitig verließen, war es unvorstellbar, dass Joseph Weizenbaum später Bürger eines neuen Berlins sein würde und er - neben dem Bundesverdienstkreuz - ungezählte Ehrungen und Ehrendoktorwürden sein eigen würde nennen können. Ich bin mir im Klaren, dass so schnell aus Inseln der Vernunft keine Kontinente entstehen werden. Aber die Hoffnung soll bleiben!"
    Source
    Information - Wissenschaft und Praxis. 59(2008) H.3, S.149