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  • × author_ss:"Andelfinger, U."
  • × theme_ss:"Wissensrepräsentation"
  1. Andelfinger, U.; Wyssusek, B.; Kremberg, B.; Totzke, R.: Ontologies in knowledge management : panacea or mirage? 0.02
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    Content
    Vgl. auch Mitgliederbrief Ernst-Schröder-Zentrum, Nr.41: "Die aktuelle Entwicklung insbesondere der Internettechnologien führte in den letzten Jahren zu einem Wieder-Erwachen des Interesses von Forschern und Anwendern an (technischen) Ontologien. Typische Visionen in diesem Zusammenhang sind das ,Semantic Web' und das ,Internet der Dinge' (Web 3.0). Technische Ontologien sind formale, zeichenvermittelte symbolische Repräsentationen von lebensweltlichen Zusammenhängen, die notwendigerweise zu einem großen Teil von ihrem Kontextbezug gelöst werden und über die ursprünglichen lebensweltlichen Zusammenhänge hinaus computerverarbeitbar verfügbar werden. Häufig werden dafür XML-basierte Beschreibungssprachen eingesetzt wie z.B. der OWL-Standard. Trotz des großen Interesses sind jedoch umfangreiche und erfolgreiche Beispiele von in größerem Umfang praktisch eingesetzten (technischen) Ontologien eher die Ausnahme. Die zentrale Fragestellung unseres Beitrags ist daher, ob es eventuell grundlegendere (möglicherweise auch außertechnische) Hürden gibt auf dem Weg zu einer Verwirklichung der oft visionären Vorstellungen, wie z.B. zukünftig E-Commerce und E-Business und ,Wissensmanagement' durch technische Ontologien unterstützt werden könnten: Oder ist alles vielleicht ,nur' eine Frage der Zeit, bis wir durch ausreichend leistungsfähige Technologien für solche technischen Ontologien die Versprechungen des ,Internet der Dinge' verwirklichen können?
    Als theoretischen Ausgangspunkt wählen wir in unserem Beitrag eine medienphilosophische Perspektive, die von der Fragestellung ausgeht, inwieweit menschliches Wissen, das von Subjekten explizit oder implizit gewusst wird und Sinn und Bedeutungsbezüge hat, bereits dadurch prinzipiell verändert und möglicherweise um Wesentliches reduziert wird, wenn es in technischen Ontologien - notwendigerweise symbolhaft - repräsentiert wird. Zunächst wird dazu in unserem Beitrag historisch die jahrhundertelange Tradition insbesondere der abendländischen Kulturen seit dem Mittelalter nachgezeichnet, derzufolge zunehmend die epistemische Seite von ,Wissen' in den Vordergrund gestellt wurde, die sich besonders gut symbolisch, d.h. zeichenvermittelt darstellen lässt. Demgegenüber sind wissenschaftshistorisch andere Aspekte menschlichen Wissens wie z.B. die soziale Einbettung symbolvermittelten Wissens und Anteile ,impliziten Wissens' zunehmend in den Hintergrund getreten. Auch Fragen nach Sinn und Bedeutung bzw. reflektionsorientiertem Orientierungswissen sind teilweise davon betroffen.
    Zweifelsohne hat die wissenschaftshistorisch begründete Bevorzugung epistemischen Wissens in Verbindung mit der symbolischen Repräsentation (z.B. in Büchern und zunehmend auch in digitaler, computerverarbeitbarer Form) wesentlich zur Herausbildung unseres aktuellen materiellen Wohlstands und technologischen Fortschritts in den Industrieländern beigetragen. Vielleicht hat jedoch gerade dieser Siegeszug der epistemischen, symbolhaft repräsentierten Seite menschlichen Wissens auch dazu beigetragen, dass die eher verdeckten Beiträge der begleitenden sozialen Prozesse und impliziten Anteile menschlichen Wissens erst in den allerletzten Jahren wieder zunehmend Aufmerksamkeit erhalten. Nur vor dieser wissenschaftshistorischen Kulisse kann schließlich auch erklärt werden, dass in vielen Organisationen das Schlagwort vom ,Wissens-management' oft verkürzend so verstanden wurde, von (technischen) Wissensrepräsentationssystemen zu erhoffen, dass sie als Technologie bereits unmittelbar zum gegenseitigen Wissensaustausch und Wissenstransfer für die Menschen beitragen würden, was in der Praxis dann jedoch oft nicht so wie erhofft eingetreten ist.
    Zusätzlich zu diesen Überlegungen treten sprachphilosophische Grundsatzüberlegungen: Jeder semantische Definitionsversuch einer technischen Ontologie muss durch Verwendung von Metasprachen erfolgen - letztlich kommt man hier wahrscheinlich nicht ohne die Verwendung natürlicher Sprache aus. Sehr schnell wird man also in einen unendlichen Regress verwiesen, wenn man versucht, technische Ontologien 'vollständig' durch weitere technische Ontologien zu beschreiben. Im Fortgang der Argumentation wird dann aufgezeigt, dass eine wesentliche Herausforderung bei technischen Ontologien also darin liegt, angesichts der Vielschichtigkeit menschlichen Wissens die Möglichkeiten (aber auch notwendigen Begrenzungen) symbolvermittelter Wissensrepräsentationen zu verbinden mit Formen der situativen und intersubjektiven Interpretation dieser symbolhaften Repräsentationen in sozialen Prozessen und in natürlicher Sprache. Nur so kann man auch dem Problem des skizzierten 'infiniten Regresses' begegnen, wonach die Bedeutung einer (technischen) Ontologie nie vollständig wieder selbst durch (technische) Ontologien beschrieben werden kann.
    In der Finanzwirtschaft mit ihren automatisierten Handelssystemen (auf Basis technischer Ontologien) wird beispielsweise inzwischen bei außergewöhnlichen Kursbewegungen der Börse der automatische Handel unterbrochen, so dass dann auf pragmatisch-natürlichsprachliche Weise nach den Gründen für die Ausschläge gesucht werden kann. Aus Sicht der technischen Ontologien wäre eine solche Unterbrechung des Computerhandels (zur Beruhigung der Märkte) nicht zwingend erforderlich, aber sie ist sehr sinnvoll aus einer außerhalb der technischen Ontologie stehenden Perspektive, die alleine nach Sinn und Bedeutung stabiler Kursverläufe zu fragen imstande ist. Der hier sich abzeichnende ,pragmatic turn' beim Einsatz technischer Ontologien ist auch in vielfältiger Weise in Trends wie z.B. Folksonomies, Sozialen Netzwerken und Open-SourceEntwicklergruppen zu erkennen. Diese Gemeinschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie zwar (technische) Ontologien einsetzen, diese jedoch in intensive soziale Austauschprozesse einbinden, in denen die formalen Wissensrepräsentationen mit situativer Bedeutung und Sinn versehen und angereichert werden. Dieser Trend zu ,weicheren' Formen der Nutzung von (technischen) Ontologien scheint nach aktuellem Wissensstand auf jeden Fall in der Praxis erfolgversprechender als die anfänglichen Hoffnungen des Semantic Web oder vollständiger (technischer) Ontologien - ganz abgesehen vom laufenden Pflegeaufwand 'vollständiger' technischer Ontologien.
    In diesem Sinne könnte auch Wissensaustausch und Wissensmanagement in Organisationen auf Basis (technischer) Ontologien eine neue Bedeutung erhalten im Sinne einer gezielten Ermöglichung sozialer Austauschprozesse unter Nutzung formaler Wissensrepräsentationen statt der technologiezentrierten Sichtweise, wonach bereits das Wissensrepräsentationssystem mit Wissensaustausch gleichzusetzen wäre. Letztlich haben die in (formalen) Wissensrepräsentationssystemen dargestellten technischen Ontologien alleine nämlich keine tiefere Bedeutung und auch keinen Sinn. Beides entsteht erst durch eine entsprechende Einbettung und Interpretation dieser Repräsentationen in konkreten lebensweltlichen Zusammenhängen. Und was die Menschen in diesem Interpretations-und Rekontextualisierungsprozess dann aus den zeichenvermittelten technischen Ontologien machen, ist glücklicherweise eine Frage, die sich einer vollständigen Behandlung und Abbildung in technischen Ontologien entzieht."